Notizen vom POLOLO-Fachhändlervortrag mit Nina Holtkamp

Der Digitale POLOLO-Fachhändlervortrag am 19. Juli 2022 war wieder der grundsätzlichen Frage gewidmet, wie Kinder „gut zu Fuß unterwegs“ sein können – auf ihrem Weg zu gesunden Füßchen als Basis der Fußgesundheit auch im Erwachsenenalter. Den Impuls gab diesmal die Kinderphysiotherapeutin Nina Holtkamp, selbst Mutter einer 2-jährigen Tochter.

Kinderfüßchen – ein zartes Wunderwerk der Anatomie

nina-holtkamp-empfehlung-stulpenNina Holtmann erläuterte zu Beginn, dass ein gesunder Fuß eines Erwachsenen 26 Knochen hat, es bei Kindern aber noch 33 Knochen sind und im Zuge der Verknöcherung einige von ihnen erst zusammenwachsen. Es ist wichtig zu verstehen, dass der kindliche Fuß daher noch extrem verformbar ist. Die Vorfüße tragen etwa die Hälfte des Körpergewichtes zu Beginn des Lauflernens – sie sollten sich möglichst frei entfalten können.

In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass selbst zu kleine Socken einengen können. Wenn schon Socken angezogen werden, sollten diese nicht spitz zulaufen, sondern eher halbrund ausgeprägt sein (sie empfahl auch, Socken nach dem Waschen vor dem Anziehen per Hand zu dehnen). Stulpen benannte sie als eine gute Möglichkeit, die Knöchel und somit auch die Füße warmzuhalten.

Barfuß zu laufen empfohlen – bei Temperaturen zwischen 15 und 25°C

Um Eltern die Angst vor einer Erkältung zu nehmen, betonte sie, dass barfuß zu laufen und krank zu werden nur bedingt zusammenhängen: Kalte Füßchen sind demnach im Prinzip „normal“, denn der Körper hält gezielt die inneren Organe warm, eben damit das Kind gesund bleibt.

Barfuß zu laufen ist empfehlenswert, wenn der Untergrund es zulässt (wie auf Wiesen oder im Sand) – der erträgliche Temperaturbereich liegt nach ihren Angaben ca. zwischen 15 und 25°C (bei höheren Temperaturen droht der Boden zu heiß zu werden, weshalb dann der Schatten aufgesucht werden sollte). Um das Kind gesund zu halten, sollte ggf. der Rumpf wärmer angezogen werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Windeln, Hosen und Socken locker sitzen sollten, um die Blutzirkulation nicht zu beeinträchtigen.

Längs- und Quergewölbe der Füßchen entwickeln sich beim Aufrichten

Das Längs- und das Quergewölbe der Füßchen entwickeln sich erst mit dem Aufrichten des Kindes und der Beckenstellung: So sind zunächst noch sogenannte Knick-Senk-Füße bei Lauflernern normal. Hacken-, Klump- und Sichelfüße dagegen bezeichnete sie als angeborene Fehlstellungen.

Laufanfänger haben im ersten Laufjahr vom Prinzip her O-Beine, danach X-Beine, bis im 5. bzw. 6. Lebensjahr die normale Haltung und das Fußgewölbe ausgebildet werden.

„Lauflernschuhe“ – ein evtl. irreführender Begriff

nina-holtkamp-empfehlung-breite-zehenboxSie ging auf die Frage ein, ab wann das Tragen von Schuhen zu empfehlen ist: „Deko-Schuhe sehen süß aus“, so Nina Holtkamp, aber bevor richtige Schuhe angezogen werden, sollte das Kind rund vier Wochen – ohne sich festzuhalten zu müssen – alleine frei laufen können.

Der Begriff „Lauflernschuhe“ könnte irreführend sein, denn man braucht keine Schuhe zur Unterstützung des Lauflernens – der Begriff sollte eher für Schuhchen für das Alter z.B. bis drei Jahren verwendet werden (wie bei POLOLO). Sie empfahl Schuhe ohne feste Sohle: In der richtigen Größe sowie aus gutem Material, mit sauberer Verarbeitung insbesondere der Nähte. Auch Riemchen-Schuhe sind gut geeignet, als Barfußschuhe mit einer breiten Zehenbox zur Entfaltung.

„Barfußschuhe“

Barfußschuhe zeichnen sich durch eine flexible, dünne Sohle aus, durch breiten Schnitt im Vorfußbereich, Nullabsatz bzw. -sprengung. Außerdem sind sie sehr leicht und aus flexiblem, elastischem Obermaterial gefertigt.

Nina Holtkamp stellte klar: Fersenpolster, Gewölbestützen und Fußbetten sind bei einem gesunden Fuß unnötig, denn die Fußmuskulatur muss ohne Beeinflussung trainiert werden. Der Körper strebt von sich aus danach, sich gerade zu stellen – ein hoher Absatz könnte daher die Körperhaltung beeinflussen und auch den Beckenboden.

Richtige Schuhgröße ein entscheidendes Kriterium für Fußgesundheit

nina-holtkamp-empfehlung-fuss-messungenZum Thema Fuß-Vermessung riet sie, sowohl die Länge als auch die Breite der Füße auszumessen. Die sogenannte Daumendruckmethode mit dem Spielraum von etwa 1,2 cm sieht sie erst bei Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren als eine sichere Methode an – jüngere Kinder neigen nämlich noch dazu, mit den Zehen zu krallen.

Für die Bestimmung des Spanns gibt es bisher kein Messverfahren – auch sollte beachtet werden, dass „Weite“ nicht gleich „Breite“ ist. Es gilt stets zu überprüfen, ob die Innenschuhlänge auch wirklich gleich der Innensohlenlänge ist (Franziska Kuntze bemerkte, dass es bei POLOLO-Schuhen jedenfalls für jede Größe die passende Einlegesohle gibt). Bei zu kleinen Schuhen krallen die Zehen ebenfalls, warnte Nina Holtkamp – es droht dann eine bleibende Fehlstellung (s. Hallux valgus), aber auch Nagelbettentzündungen sind möglich. Hingegen kommt es in zu großen Schuhen zu einem Hin- und Her-Rutschen, weil kein Halt gefunden wird – beim Abrollen werden die Zehen durch „umknickende“ Schuhe gestaucht.

„Vererbung“ von Kinderschuhen gut möglich

Abschließend erörterte Nina Holtkamp noch die – angesichts des schnellen Wachstums der Kinderfüße – oft gestellte Frage, ob Kinderschuhe bedenkenlos weitergegeben und -genutzt werden könnten.

Die Voraussetzungen dafür sind demnach: guter Zustand, kein ausgeprägtes Fußbett und herausnehmbare Innensohle. Sie empfahl dem Schuhhandel sogar, bei Beachtung dieser Bedingungen Kinderschuhe aus Zweiter Hand mit in das Verkaufsprogramm aufzunehmen.

Bildnachweis: alle Abb. © Nina Holtmann


Weitere Informationen:

Kinder Physio Nina
Gut zu Fuß – der Weg zu gesunden Kinderfüßen

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